The Mudcat Café TM
Thread #161011   Message #3822706
Posted By: keberoxu
25-Nov-16 - 03:14 PM
Thread Name: Lyr Add: Highway for Freedom (Herwegh/Mangan)
Subject: RE: Lyr Add: Highway for Freedom (Herwegh/Mangan)
More Herwegh. Franz Liszt, of all people, scored this poem for unaccompanied men's chorus (the SingVerein beloved of the Germans).
A personal favorite, as it is less fiery and more yearning.

DER GANG UM MITTERNACHT

Ich schreite mit dem Geist der Mitternacht
Die weiten stillen Strassen auf und nieder --
Wie hastig ward geweint hier und gelacht
Vor einer Stunde noch! -- Nun träumt man wieder.
Die Lust ist, einer Blume gleich, verdorrt,
Die tollsten Becher hörten auf zu schäumen,
Es zog der Kummer mit der Sonne fort,
Die Welt ist müde -- laßt sie, laßt sie träumen!

Wie all mein Haß und Groll in Scherben bricht,
Wenn ausgerungen eines Tages Wetter,
Der Mond ergießet sein versöhnend Licht,
Und wär's auch über welke Rosenblätter!
Leicht wie ein Ton, unhörbar wie ein Stern,
Fliegt meine Seele um in diesen Räumen;
Wie in sich selbst,versenkte sie sich gern
In aller Menschen tiefgeheimstes Träumen!

Mein Schatten schlacht mir nach wie ein Spion,
Ich stehe still vor eines Kerkers Gitter.
O Vaterland, dein zu getreuer Sohn,
Er büßte seine Liebe bitter, bitter!
Er schläft, -- und fühlt er, was man ihm geraubt?
Träumt er vielleicht von seinen Eichenbäumen?
Träumt er sich einer Siegerkranz ums Haubt? --
O Gott der Freiheit, laß ihn weiter träumen!

Gigantisch thürmt sich vor mir ein Palast,
Ich schaue durch die purpurnen Gardinen,
Wie man im Schlaf nach einem Schwerte faßt,
Mit sündigen, mit angstverwirrten Mienen.
Gelb, wie die Krone, ist sein Angesicht,
Er läßt zur Flucht sich tausend Rosse zämen,
Er stürzt zur Erde, und die Erde bricht --
O Gott der Rache, laß ihn weiter träumen!

Das Häuschen dort am Bach -- ein schmaler Raum!
Unschuld und Hunger theilen drin das Bette.
Doch gab der Herr dem Landmann seinen Traum,
Daß ihn der Traum aus wachen Ängsten rette;
Mit jedem Korn, das Morpheus Hand entfällt,
Sieht er ein Saatenland sich golden säumen,
Der enge Hütte weitet sich zur Welt --
O Gott der Armut, laß die Armen träumen!

Beim letzten Hause auf der Bank von Stein,
Will segenflehend ich noch kurz verweilen;
Treu lieb' ich Dich, mein Kind, doch nicht allein,
Du wirst mich ewig mit der Freiheit theilen.
Dich wiegt in goldner Luft ein Taubenpaar,
Ich sehe wilde Rosse nur sich bäumen;
Du träumst von Schmetterlingen, ich von Aar --
O Gott der Liebe, laß mein Mädchen träumen!

Du Stern, der, wie das Glück, aus Wolken bricht!
Du Nacht, mit deinem tiefen stillen Blauen,
Laßt der erwachten Welt zu frühe nicht
Mich in das gramenstellte Antlitz schauen!
Auf Thränen fällt der erste Sonnenstrahl,
Die Freiheit muß das Feld dem Tage räumen,
Die Tyrannei schleift wieder dann den Stahl --
O Gott der Träume, laß uns Alle träumen!

pages 64 - 66,
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